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Die Atomlobby bittet zur Kasse (PA)

Verfasst: Do 19. Jun 2025, 19:59
von gwag
Dass mit Atomkraft sehr wohl erhebliche Mengen an CO2 produziert werden und dazu weitere Reaktoren auf Jahrzehnte gesehen nicht parat sind, scheint nicht in manche Köpfe vordringen zu können. Es wäre ansonsten unmöglich, dass immer wieder aufs Neue Atomenergie als Beitrag zur Energiewende in Betracht gezogen wird. Beim Anti Atom Komitee in Freistadt kann man diese Gedankengänge nicht nachvollziehen.
Anstelle Atomkraft allein von diesem Gesichtspunkt aus in Frage zu stellen, wird bei der Europäischen Kommission eifrig gerechnet, wie hoch die benötigten Mittel wären und kommt gleich auf auf Investitionen in der Höhe von 241 Mrd. Euro, die von den Mitgliedsstaaten getragen werden müssen. Das betrifft vorwiegend den Ausbau. Aufgrund des enormen Alters der bestehenden Atomanlagen müssen jedoch auch Renovierung oder Stilllegung und weiters die Entsorgung von Atommüll in Betracht gezogen werden. Damit könnten auch 770 Mrd. zusammenkommen. Atomkraft ist für private Investoren nicht attraktiv und somit ist klar, wer die Kosten zu tragen hat. Man sucht neue Wege. Bislang wurden Atomanlagen nicht direkt aus dem EU-Haushalt finanziert, das soll nun rasch geändert werden. Jede Verzögerung dabei würde ja, dieser Logik folgend, schließlich zu weiteren Kosten führen.
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„Wir wissen von den vergangenen Atomprojekten, dass die veranschlagten Kosten regelmäßig um ein Vielfaches überschritten wurden und können uns ausmalen, wie die finanzielle Realität aussehen und was das für den Ausbau der Erneuerbaren bedeuten würde“, meint Gerold Wagner. „Die Atomkraft hat keinen Anteil an der Energiewende, diese könnte im Gegenteil daran scheitern. Der massive Abfluss von Kapital würde sicher auch andere Bereiche treffen.“

Damit aber nicht genug: Auch die Weltbank, bei der besonders die USA Einfluss haben, möchte das Verbot der Finanzierung von Atomprojekten aufheben. Damit soll vor allem Entwicklungsländern geholfen werden, den wachsenden Strombedarf zu decken. Was sich im ersten Moment vielleicht oberflächlich betrachtet lobenswert anhört, ist tatsächlich an Zynismus kaum zu überbieten.
Atomkraft als teuerste Form der Energiegewinnung ist auch für Industrieländer schwierig zu finanzieren. Wie sollen dann ärmere Länder in der Lage sein, für Kosten und Folgekosten aufzukommen? Wieder zur Sprache kommen auch die sogenannten SMR, also Phantomreaktoren, die noch gar nicht verfügbar sind. Geliefert hingegen würden sofort Abhängigkeiten und wahrscheinlich auch das Problem mit Atommüll. – Für das Anti Atom Komitee ist das eine neue Form von Kolonialismus. „Wenn tatsächlich der Wille bestünde, diesen Ländern zu helfen, wäre das beispielsweise ohne Umwege mit Solarmodulen und etwas Speicher, leichter und um Größenordnungen günstiger, zu erreichen. – In den entlegensten Gebieten. Dafür wäre vorerst auch nicht gleich ein großes leistungsfähiges Stromnetz nötig“, äußert sich dazu Manfred Doppler.
Die IAEA, die Internationale Atomenergieorganisation, die auch bei diesem Vorhaben wieder die Finger im Spiel hat, lässt dabei anscheinend auch völlig außer Acht, dass in Entwicklungsstaaten nicht immer stabile politische Verhältnisse herrschen und die Gefahr groß ist, dass radioaktives Material in die falschen Hände gerät. Schon jetzt scheitert sie an einer ihrer Kernaufgaben – siehe Ukraine oder Iran – für mehr nukleare Sicherheit zu sorgen. Es geht offensichtlich nicht um benötigte Energie, sondern einzig darum, AKWs zu verkaufen.

Bild: AAK, mit KI-Elementen