Atomstrom ist die mit Abstand teuerste Variante, Strom zu erzeugen und muss hoch subventioniert werden. Geld darf bei solchen Projekten wahrlich keine Rolle spielen. Würden alle Kosten berücksichtigt wie zum Beispiel die der Endlagerung, würde sich der Preis sogar noch einmal vervielfachen. Trotzdem und trotz klammer Kassen allerorts ist Atomkraft in Europa auf dem besten Weg, wieder salonfähig zu werden befürchtet das Anti Atom Komitee. Besonders Tschechien will sie mit aller Vehemenz vorantreiben.
Als erster Schritt soll dazu der Standort Dukovany um zwei Blöcke erweitert werden. Bereits die Ausschreibung dazu endete in einem Chaos. Während Westinghouse Ansprüche am Know-how des Gewinners KHNP (Korea Hydro & Nuclear Power) anmeldete und anscheinend eine Einigung zustande gekommen ist, versuchte es der unterlegene französische Energie- und vor allem Atomkonzern EDF mit einer Klage gegen das Auswahlverfahren. Eine einstweilige Verfügung gegen die Vertragsunterzeichnung wurde vom Obersten Verwaltungsgericht Tschechiens gekippt. Hastig wurde nur wenig später der Vertrag zwischen der Elektrarna Dukovany II und KHNP unterschrieben. Beide Unternehmen sind fast ausschließlich in staatlichem Besitz. Man wollte nichts mehr anbrennen lassen. Die Unterzeichnung der Verträge über den Ausbau, unangekündigt und in aller Stille, rundet das Gesamtbild der Ausschreibung ab. Die Beteiligten haben sich einen Platz in den Geschichtsbüchern redlich verdient.
Rechtlich klar sind die Verhältnisse ja trotzdem nicht. Auch die EU-Kommission äußerte Bedenken wegen möglicher wettbewerbsverzerrender Subventionen seitens der Koreaner. Davon ließ sich Tschechien nicht beeindrucken und rechnet wohl mit dem zuletzt immer atomkraftfreundlicher werdenden Klima in Brüssel. Einerseits ist man bei der Finanzierung darauf angewiesen, dass die EU mitspielt, andererseits will man sich aber auch nichts dreinreden lassen. Und zu guter Letzt finden in Tschechien in ein paar Monaten Wahlen statt.
Mit dem Bau der zwei neuen Blöcke soll 2029 begonnen werden und der ursprüngliche Plan sah vor, dass 2036 der erste ans Netz angeschlossen werden soll. Vor allem angesichts der Bauzeiten neuerer AKWs von deutlich über einem Jahrzehnt, darf man den Zeitplan ruhig skeptisch betrachten. „Ungeachtet dessen stellt sich die Frage, ob man überhaupt von einem Ausbau in Dukovany reden könnte“, meint Gerold Wagner vom Anti Atom Komitee. „Die bestehenden vier Reaktoren sowjetischer Bauart und nebenbei ohne Containment haben schon annähernd 40 Jahre auf dem Buckel und müssen dementsprechend in den nächsten Jahren abgeschaltet werden.“ Auch bleibt abzuwarten, inwieweit der Atomstrom, der in Dukovany erzeugt werden soll, angesichts des Ausbaus Erneuerbarer marktfähig sein kann.
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