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Es läuft nicht rund …

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gwag
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Registriert: Mi 31. Jan 2024, 13:53

Es läuft nicht rund …

Beitrag von gwag »

Trotz der greifbaren Nachteile dieser Technologie setzen einige Länder auf Atomkraft. Einer der Gründe dafür bei manchen ist unseligerweise der Bau von Atomwaffen. Daneben gibt es Interessen großer Unternehmen, die mit dem Bau und dem Betrieb von Atomanlagen Geld verdienen möchten oder die enorme Mengen an Energie verbrauchen, ohne sich groß darum kümmern zu müssen, wie die großen Akteure der IT-Branche. Angeführt werden auch gerne Alibiargumente wie Klimaschutz oder Energieunabhängigkeit, auch soll Atomstrom billig sein. – Übrig bleibt bei näherer Betrachtung von den angeblichen Vorteilen nichts, schon gar keiner für die Bevölkerung, ganz im Gegenteil.

In unserem Nachbarland Tschechien genießt Atomkraft einen Sonderstatus. Das Vertrauen in diese Technologie ist tief verwurzelt, man will ausbauen. An der Sinnhaftigkeit herrscht bei der Mehrheit kein Zweifel. Außerdem gibt es auch Ambitionen, eines Tages zu den ganz großen Exporteuren von Atomtechnik zu gehören.

Vorerst geplant ist ein Ausbau des Standortes Dukovany mit zwei zusätzlichen Reaktoren. Hier setzte sich mit ihrem Angebot im Sommer nach einer Ausschreibung im Vorjahr die koreanische Firma KHNP gegen die französische EDF durch. Zum „Spottpreis“ von 200 Mrd. Kronen, ungefähr 8 Mrd. Euro pro Block, sollten, wie jubelnd verkündet, zwei Reaktoren mit der Option auf weitere in Temelín gebaut werden. Noch dazu würden 60 % der Leistungen von tschechischen Firmen erbracht werden. Unter Dach und Fach sind die Verträge bis heute nicht: Neben dem Einspruch der unterlegenen EDF gegen die Vergabe beansprucht auch der amerikanische Anbieter Westinghouse einen Teil des Knowhows und damit einen Teil des Kuchens von KHNP für sich. Eine Einigung könnte unter anderem darauf hinauslaufen, dass sich das koreanische Unternehmen, das noch nie ein AKW in Europa und mit der geforderten Kapazität gebaut hat, wieder vom europäischen Markt zurückzieht. Es bliebe bei einer Insellösung in Dukovany. Auch von den 60 % Anteil am Bauvolumen für tschechische Firmen ist schon längst keine Rede mehr. Könnten es zumindest 30 % sein? Es wird verhandelt.

Ob sich der veranschlagte Preis, der ohnehin das tschechische Budget strapaziert, zuzüglich des Milliardenaufwands für die Infrastruktur, halten lässt, bleibt angesichts der Erfahrungen aus den letzten AKW-Projekten in Frankreich, Finnland oder England spannend.

Der Prozess für den Ausbau von Temelín begann um den Jahreswechsel mit dem Scoping, mit dem das Projekt umrissen werden soll. Geplant sind hier nicht nur die Erweiterung des AKWs sondern auch die Errichtung eines „Nuclear Parks“, wo man sogenannte SMRs entwickeln und in der Folge bauen will. Um hier gleich ein wenig Fahrt aufzunehmen, hat sich der tschechische Energieanbieter ČEZ mit etwa 20 % beim britischen Entwickler Rolls-Royce SMR eingekauft. Es hilft nichts: Kürzlich ging der Zuschlag für die Lieferung der Dampfturbinen an Siemens und nicht an die tschechische Doosan Škoda Power. In den Unterlagen zum Scoping werden neben Rolls-Royce auch noch drei weitere SMR-Konzepte genannt. So genau weiß man eben noch nicht, was da entstehen soll, Hauptsache atombetrieben.
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