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Euratom-Nachrichten der Wiener Plattform Atomkraftfrei

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Jonek
Beiträge: 14
Registriert: Mi 29. Sep 2021, 11:27

Euratom-Nachrichten der Wiener Plattform Atomkraftfrei

Beitrag von Jonek »

Euratom - der skandalöse Anachronismus

Ein AKW wird geplant und gebaut. Es soll nach den Wünschen der Errichter und Betreiber Strom erzeugen. Ein solches Projekt ist horrend teuer, deshalb braucht man Kredite. Die bekommt man, zu sehr niedrigen Zinsen. Trotzdem muss man sich um zusätzliche finanzielle Unterstützung umschauen, damit sich dieses AKW in Summe rechnet. Da springt der Staat ein, der hohe Strompreise über eine lange Zeit garantiert. Das heißt: Die Differenz zwischen dem Preis, der am Markt zu erzielen ist, und dem von den AKW-Betreibern angestrebten Preis zahlt der Staat, also die Steuerzahler*innen.

Jedes AKW-Projekt verursacht eine Kette von Problemen. Landschafts-zerstörung dort, wo das Uran abgebaut wird; verstrahlte, vertriebene Menschen. Probleme der Handhabung des strahlenden Materials bei jedem Verarbeitungsschritt bis zum Brennstoff für den Reaktorkern. Probleme zwischen jeder Station, denn das hochgefährliche Material muss ja transportiert werden, und das mit enormem Aufwand und erheblichem Risiko. Im laufenden Betrieb muss man mit ungeplanten Abschaltungen wegen technischer oder anderer Probleme rechnen. Dazu kommen Gefahren von außen: Flugzeugabstürze (z.B. in Mochovce: Das AKW liegt an einer Flugroute!!), Überschwemmungen (viele AKWs liegen unterhalb von Stauseen), die steigende Gefahr terroristischer Akte, und als schlimmstes Damoklesschwert: AKWs in Kriegsgebieten, wo sie als Waffe zur Erpressung verwendet werden (Saporischschja!) oder gar mit der Zerstörung eines Reaktors und damit der Auslösung einer atomaren Katastrophe spekuliert wird. Und am anderen Ende der Kette das enorme, ungelöste Problem des „Atommülls“.

Wie ist all das möglich, wo wir doch Wind, Sonne, Wasser haben?

All das ist möglich, weil die Atomkraft am Leben erhalten wird durch den seit 1957 unverändert bestehenden Euratom-Vertrag. Die EU hat sich, als es notwendig wurde, eine aktualisierte rechtliche Basis gegeben. Nicht so bei Euratom, er ist derselbe Vertrag „zur Schaffung einer starken europäischen Atomindustrie“, steckengeblieben in dem Schrecken über den Einsatz von Atombomben einerseits, und in der Euphorie über die gewaltige Kraft des strahlenden Erzes andererseits.

Aber wir wissen heute, dass die Euphorie unbegründet ist, und dass eine „starke europäische Atomindustrie“ ein Albtraum ist. Der Euratom-Vertrag muss dem heutigen Wissensstand angepasst werden: Er muss zu einem Instrument des geordneten Rückzugs aus der todbringenden Atomtechnologie werden. Staaten müssen die Möglichkeit bekommen, mit den günstigen Krediten nicht das nächste AKW zu finanzieren, sondern die überalterten Reaktoren abzuwracken und aus der Atomkraft auszusteigen!

Quelle: Julia Bohnert (PLAGE ‒ Plattform gegen Atomgefahren, Salzburg): Euratom. Eine Sonderwirtschaftszone für die Atomenergie. Im Schatten der Öffentlichkeit.

In: Atomkraftfreie Zukunft 4/2023, S. 1 https://www.atomkraftfreiezukunft.at/zeitung.php
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